Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten
Der Islam, eine der großen Weltreligionen, ist in mehrere Strömungen unterteilt, von denen die beiden größten die Sunniten und die Schiiten sind. Ihre Trennung geht auf die Zeit nach dem Tod des Propheten Mohammed im Jahr 632 zurück. Der Streit um seine Nachfolge führte zu einer Spaltung, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.
Ursprung der Spaltung
Die Spaltung begann mit der Frage, wer der rechtmäßige Nachfolger Mohammeds (Kalif) sein sollte. Die Sunniten glaubten, dass der Kalif aus der Gemeinschaft der Gläubigen gewählt werden sollte. Sie akzeptierten die Wahl von Abu Bakr, einem engen Vertrauten Mohammeds, als ersten Kalifen. Die Schiiten hingegen vertraten die Ansicht, dass nur ein direkter Nachkomme aus der Familie Mohammeds, insbesondere sein Vetter und Schwiegersohn Ali, als Nachfolger infrage kommt.
Die Bezeichnungen leiten sich von diesen Positionen ab:
- Sunniten beziehen sich auf die Sunna (die Überlieferung des Propheten).
- Schiiten leiten ihren Namen von Schiat Ali (Partei Alis) ab.
Unterschiede in der Führungsstruktur
Der entscheidende Unterschied liegt in der Führungsstruktur:
- Sunniten akzeptieren das Kalifat als institutionelle Führerschaft, die aus der Gemeinschaft gewählt wird. Im sunnitischen Islam beschreibt der Begriff Imam lediglich die Rolle eines Vorbeters in der Moschee.
- Schiiten hingegen sehen in der Führung eine spirituelle Dimension und erkennen nur Imame aus der direkten Linie Mohammeds als rechtmäßige Nachfolger an. Diese Imame haben eine zentrale Rolle als spirituelle und weltliche Führer. Innerhalb des Schiitentums gibt es wiederum Untergruppen, die sich danach unterscheiden, wie viele Nachkommen Alis sie als rechtmäßige Imame anerkennen (z. B. Fünfer-, Siebener- oder Zwölferschiiten).
Religiöse Praxis und politische Spannungen
In der religiösen Praxis gibt es nur wenige Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten. Beide beten fünfmal am Tag, fasten im Ramadan und folgen den Grundsätzen des Islam. Dennoch unterscheiden sich einige Details der Ausführung, etwa bei den Gebetsritualen oder religiösen Feiertagen, wie dem Aschura-Fest, das bei Schiiten von großer Bedeutung ist, da es an das Martyrium von Imam Hussein, einem Enkel Mohammeds, erinnert.
Die Trennung hat auch politische Dimensionen, insbesondere in Ländern wie Iran (schiitisch geprägt) und Saudi-Arabien (sunnitisch geprägt). Die Herrschaft des Imams im schiitischen Iran wird von vielen Sunniten als Bedrohung angesehen. Konflikte zwischen sunnitischen und schiitischen Gruppen haben in der Geschichte wiederholt zu Spannungen und sogar zu gewaltsamen Auseinandersetzungen geführt.
Verbreitung und Einfluss
Die Sunniten stellen mit etwa 90 % die größte Gruppe unter den weltweit über 1,5 Milliarden Muslimen. Ihre Hochburgen liegen in Ländern wie Saudi-Arabien, Ägypten und Indonesien. Die Schiiten hingegen sind vor allem in Iran, Irak, Aserbaidschan und Bahrain verbreitet. In Ländern wie Libanon oder Saudi-Arabien bilden sie eine Minderheit.
Fazit
Die Spaltung zwischen Sunniten und Schiiten hat historische, theologische und politische Wurzeln. Obwohl sie in ihrer religiösen Praxis viele Gemeinsamkeiten haben, bleibt die Frage der Nachfolge Mohammeds eine Quelle von Spannungen. Beide Gruppen tragen jedoch zur reichen Vielfalt und Geschichte des Islam bei. Ein besseres Verständnis ihrer Unterschiede und Gemeinsamkeiten könnte helfen, Missverständnisse zu reduzieren und Dialoge zu fördern.
Letzte Bearbeitung am Freitag, 3. Januar 2025 – 10:51 Uhr von Alex, Webmaster für Google und Bing SEO.