Der Buddhismus als Weltreligion - Glauben

Buddhismus-Dharma-RadWieviele Weltreligionen gibt es? Eine exakte Antwort ist schwierig. Die Zahlen schwanken meist zwischen drei und sechs, allein schon die Einteilung ist kritisch - ab wann gilt eine Religion als Weltreligion? Ab wann gilt eine Glaubensgemeinschaft überhaupt als Religion? Der Buddhismus erfreut sich auch in unserem Kulturkreis vor allem als eine Art Lebensphilosophie immer größerer Beliebtheit. Und eines steht fest: In fast allen Werken über die großen Weltreligionen fehlt es nicht am Buddhismus.

Der Buddhismus in der Entwicklung

Der Buddhismus entwickelte sich aus einer Reformbewegung während der nachvedischen Zeit um Siddharta Gautama herum, dem späteren Buddha. Er war der Legende nach ein Prinz, der niemals sein Anwesen verließ und schließlich die wirkliche Welt nur auf kurzen Ausflügen kennenlernte. Auf diesen Ausflügen erblickte er das erste Mal die Leiden der Menschheit, die ihm in seinem Schloss bisher verborgen geblieben waren: Alter, Krankheit und Tod. Als ihm dann auch noch ein Asket begegnete, der allem weltlichen entsagt hatte und trotzdem vollkommen losgelöst und glücklich schien, entschied sich Siddharta Gautama für ein Leben in der Askese und wendete sich seinem vorherigen Leben komplett ab.

Siddharta Gautama

Nach der Erkenntnis, dass der traditionell brahmanische Weg der kompromisslosen Askese nicht seinen Vorstellungen entspricht und ihm keinen spirituellen Fortschritt bringt, begibt er sich in eine 49 Tage währende Meditation. Schließlich erlangt er unter einem Pappelfeigenbaum die Erleuchtung und verkündet seine Erkenntnisse im ganzen Land. Kernpunkt seiner Lehre sind die vier edlen Wahrheiten des Leidens sowie der achtfache Pfad als Weg zur Beseitigung des Leidens.

Den Rest seines Lebens, etwa 45 Jahre, verbrachte Siddharta Gautama damit, seine Botschaft in die Welt zu tragen, und starb schließlich im Alter von 80 Jahren an einer Lebensmittelvergiftung. Da er keinen direkten Nachfolgen hinterließ, trugen seine Anhänger sein Erbe weiter. Im Laufe der Zeit wurde die Lehre des historischen Buddha immer weiter verfeinert, so dass alles, was über die Grundelemente hinausgeht, als nachträglicher Zusatz anzusehen ist. Durch die Mythologisierung des Siddharta Gautama (zum Beispiel der Geschichte, dass er in dem Augenblick nach seiner Geburt laufen konnte und unter seinen Füßen Lotusblüten erschienen) wurde der Mensch, der er wirklich war, immer mehr in die Göttlichkeit erhoben, so dass aus der Religion der Botschaft eine Botschafterreligion wurde, die die Person des Buddha statt seiner Lehre in den Mittelpunkt stellt.

Buddhismus Schulen

Der Buddhismus spaltete sich später in verschiedene Schulen auf, wie die Tiangtai-, die Jingtu- oder auch die Chan-Schule, die sich jeweils auf andere Schriften berufen. Die Besonderheit der Chan-Schule liegt darin, dass sie die Meditation als zentrales, wesentliches Element auf dem Weg zur Erleuchtung sieht. Sie trennte sich von der Praxis des beruhigenden Konzentrierens von Gedanken und Gefühlen und lehrte stattdessen die absolute Entleerung von allem Denken. Dazu zählte sie auch eher unscheinbare oder sogar anstößige Auslöser der Bewusstseinserweiterung, wie etwa Schocks (Traumata), Gelächter oder schmerzhafte Verletzungen. Es ginge darum, die in der buddhistischen Philosophie gelehrte Leerheit nicht nur in der Theorie zu begreifen, sondern existenziell zu fühlen.

Die Verbreitung der Lehre Siddharta Gautamas durch seine Anhänger führte zu einer stetigen Verbreitung der Lehre. Ende des neunzehnten Jahrhunderts wird auch der Westen stark vom Buddhismus beeinflusst. Anfangs galt er bei uns als eine Religion der Gelehrten und Intellektuellen. Schon bald löste er sich von seiner Rolle als Studienreligion und wurde zur Meditationsreligion praktiziert. Somit wurde der Buddhismus im Westen neu erfunden, wurde zu einer neuen religiösen Bewegung inklusive Aufbruchstimmung und verstärkter, engagierter Laienreligiosität.

In Deutschland lassen sich alle Schulen des Buddhismus finden, die es auch in den asiatischen Ländern gibt, sowie viele kleinere Abspaltungen davon. Ein Schwerpunkt ist hierzulande auf dem tibetischen Buddhismus zu erkennen, einen großen Teil machen außerdem Gruppen aus, die eine Mischung aus mehreren buddhistischen Richtungen darstellen.

Buddhismus in Deutschland

Der Buddhismus hat sich etabliert - allein in Deutschland gibt es knapp 150.000 Buddhisten. Er ist zu einer Weltreligion aufgestiegen und bietet eine Perspektive für all diejenige, die sich von der christlich geprägten Kultur abwenden wollen, die sich von der spirituellen Meditation angezogen fühlen und an den ewigen Kreislauf des Lebens glauben. So bietet er vielen Menschen Halt und Unterstützung und wird in Zukunft sicher noch stetig weiter wachsen.