Sunniten und Schiiten Unterschied

Islam Symbol BildDer Islam, eine der fünf Weltreligionen, kennt verschiedene Ausrichtungen und Gruppierungen. Die beiden größten Strömungen stellen bis heute die Sunniten und Schiiten dar. Zu dieser Aufspaltung kam es bereits sehr früh, nämlich als Mohammed starb, ohne einen Nachfolger bestimmt zu haben. Es kam zu Uneinigkeiten, wer der rechtmäßige Nachfolger beziehungsweise Stellvertreter Mohammeds sein sollte und so kam es zum Streit und zur Spaltung der Gläubigen. 

Für die Mehrheit, die Sunniten, kam als Nachfolger Mohammeds zunächst ein Stellvertreter aus der Gruppe seiner engsten Gefolgsleute der Kalif, in Betracht. Später wurde der Kalif, ein Geistlicher, von einem Kollegium führender Persönlichkeiten gewählt. Die Minderheit, die so genannten Schiiten hingegen hielten einzig und allein Ali, den Vetter Mohammeds, sowie dessen Söhne als zur Nachfolge Berechtigte und machten diese zu Kalifen. Davon leiten sich auch die beiden Namen der Glaubensrichtungen ab: die Sunniten tragen ihren Namen von der Sunna. Dies bedeutet Brauch und bezieht sich auf die Überlieferung des Propheten. Die Schiiten leiten ihren Namen von der "Schiat Ali", dies bedeutet "Gefolgschaft" oder "Partei Alis", ab. 

Der Kalifentitel ging bei den Sunniten im 16. Jahrhundert an die osmanischen Sultane über, während bei den Schiiten die Entwicklung zunächst ähnlich verlief. Der bedeutendste Unterschied war immer jener, dass die Schiiten als Kalifen und Leiter der islamischen Gemeinde nur eine Person anerkannten, die aus der Familie des Propheten stammte, den sogenannten "Imam". Dieser Begriff umschreibt auch heute im sunnitischen Islam lediglich die Funktion des Vorbeters. Die Herrschaft kam somit zusammengefasst bei den Sunniten dem Kalifen, bei den Schiiten dem Imam zu. Bei den Schiiten entstanden im Laufe der Zeit eine Reihe von Untergruppierungen, da man sich innerhalb dieser Gruppe nicht einig war, wie viele Nachfahren Mohammeds als rechtmäßige Imame anzuerkennen waren. Sie teilten sich daher in Fünfer-, Siebener- und Zwölferschiiten, je nachdem, wie viele direkte Nachfahren des Propheten sie nach Ali als Imam verehrten. 

Es gibt zwar in der religiösen Praxis kaum Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten, dennoch kommt es in vielen Gebieten bis heute zu Glaubenskriegen zwischen den beiden Strömungen, da sie uneins sind über den legitimen Nachfolger Mohammeds und die jeweils andere Meinung nicht anerkennen. Die Herrschaft des Rechtsgelehrten, des sogenannten Imams, wie es zum Beispiel im Iran praktiziert wird, wird von den Sunniten nahezu als Bedrohung angesehen.

Die Sunniten stellen heute die größte Gruppe mit rund neunzig Prozent der weltweit 1,5 Milliarden Muslime dar - zu deren Hauptvertreter zählt Saudi Arabien. Die Schiiten hingegen sind hauptsächlich im Iran, Irak, Aserbaidschan und Bahrain zu finden. Im Libanon und Saudi Arabien stellen die Schiiten eine Minderheit dar.